Bilanz im Gesundheitssystem – was hat die Gesundheitspolitik erreicht?

13. Eppendorfer Dialog zur Gesundheitspolitik gibt Retrospektive auf eine Dekade an Reformgesetzen

Das Gesundheitssystem ist vor allem eines: teuer. Insbesondere die Bereiche Krankenhaus- und Arzneimittelversorgung spielen bei den milliardenschweren Gesamtausgaben eine Rolle. Mit 19 Reformgesetzen strebte die Gesundheitspolitik an, das System zu reformieren – ein medialer Dauerbrenner. Doch haben die Reformen auch etwas bewegt? Der 13. Eppendorfer Dialog zur Gesundheitspolitik zieht Bilanz.

Referenten

Steigende Kosten trotz unzähliger Reformen in der Gesundheitspolitik

Unverständnis für den mangelnden Lernprozess aus 40 Jahren Gesundheitsreform zeigt Prof. Heinz Lohmann. Spätestens mit dem GSG 1992 hätte die Politik einsehen müssen, dass Einzelreformen für die Krankenhäuser nur Kurzzeiteffekte zeigen. Der einzige Weg für den anerkannten Gesundheitsökonom: Ein dezidierter Strukturwandel hin zu einem marktwirtschaftlich geprägten System mit filialisierten Spezialkliniken und privaten Anbietern in Gesundheitszentren. Nur so kann Gesundheitspolitik laut Lohmann langfristig funktionieren.

Zukunft der Krankenhäuser durch Ausbau des DRG-Systems

Hingegen sieht Dr. Wulf-Dietrich Leber, Leiter der Abteilung Krankenhäuser beim GKV-Spitzenverband, die Zukunft der Krankenhäuser durch den weiteren Ausbau des DRG-Systems gesichert. Diese führe zu Verkürzung der Liegezeiten und zu deutlich mehr Transparenz und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitssystem. „Man müsse alle wichtigen Bereiche unter DRG stellen“, erklärt Leber. Würde man zudem die Themen Mengenbeschränkung und Innovationsmanagement endlich vernünftig regeln, so Leber, wären die Krankenhäuser gut für die Zukunft gerüstet.

Einwirken der Gesundheitspolitik auf die Arzneimittelversorgung

Frau Dr. Regina Klakow-Franck, unparteiisches Mitglied im Gemeinsamen Bundesausschuss, betont, dass die Ausgaben für Arzneimittel besonders durch überzogene Preisforderungen der Industrie überproportional zum Verordnungsverhalten wachsen. Durch das Preismoratorium sowie den 16-prozentigen Herstellerrabatt als Folge des GKV-Änderungsgesetzes seien 1,2 Mrd. Euro eingespart worden. Die frühe Nutzenbewertung von Arzneimitteln erzielte 25 Mio. Euro. Es mache Sinn, so Klakow-Franck beim Eppendorfer Dialog zur Gesundheitspolitik, den Bestandsmarkt mit in die Nutzenbewertung einzubeziehen. Das bringt Henning Fahrenkamp, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI), auf die Palme: Das rigide Vorgehen der Politik gegen die pharmazeutische Industrie verschlechtere die Situation Deutschlands am Weltmarkt erheblich. Unternehmen können ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung nicht mehr refinanzieren. Das Ergebnis: Innovative Arzneimittel kommen gar nicht erst auf den Markt. Wirtschaftliches Handeln, das von allen Beteiligten im Gesundheitssystem gefordert wird, mache man der Industrie zum Vorwurf.

Flyer zur Veranstaltung

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